Als wir die 1. Auflage des Identitätenlottos vorbereitet haben, sind wir davon ausgegangen, dass wir mit 45€ für das Spiel plus 5€ Versandkosten hinkommen. Identitätenlotto ist für uns das erste Spiel, das wir veröffentlichen und erst jetzt liegen alle Kosten auf dem Tisch. Wir haben damals die Kosten unterschätzt und deshalb zum 6.7. den Preis von 45€ auf 50€ erhöht. Wir hoffen, dass das Spiel so reichhaltig, inspirierend und nährend ist, dass auch bei 50€ der Kauf für Dich ein guter Handel ist. Wenn nicht, lass es uns gerne wissen. Wir wissen Deine Zahlung zu schätzen und wollen mit dem Geld weitere Auflagen des Identitätenlottos und schöne Projekte finanzieren.
Ein paar Eindrücke:
Das erste ist die Mehrwertsteuer, bei uns bleiben nicht 55 €, sondern 46,22 € mit denen wir wirtschaften können, übrig.
Wir haben kürzlich beim Shop die Zahlfunktionen integriert. Wir wussten schon, dass wir für die Zahlvorgänge von PayPal, GiroPay, Klarna etc. eine Gebühr zahlen müssen. Für eine Überweisung von PayPal fallen für 55€ bspw. 1,72€ an. Dachten wir, kein Problem, wer das nutzen will, zahlt 1,72€ mehr, wer die 1,72€ sparen will, wählt Vorkasse. Jetzt haben wir aber gelernt, dass es seit 2018 das surcharging-Verbot besteht. Diese Kosten dürfen wir nicht weiterreichen – fallen aber nach wie vor bei uns an.
Beim Versand haben wir uns auch vertan. Wir hatten einen Dienstleister, der uns im Nachhinein gesehen unrealistisch niedrige Preise angeboten hat, die aber schon in die Kalkulation für den Preis von 45€ eingerechnet war. Letztendlich ist er uns kurz vor Weihnachten letzten Jahres abgesprungen.
Bei der Kartensortierung gab es auch wechselnde Infos. Wir hatten zwischenzeitlich die Info, dass wir sortierte Öko-Karten bekommen können. Das hat sich dann als technisch für die nicht auf Kartenspiele spezialisierten Öko-druckereien als undurchführbar erwiesen – wir bauen dafür jetzt eine teilautomatische Anlage selbst. Alternativen wären gewesen, auf die Öko-Produktion zu verzichten, oder per Hand zu sortieren. Auf eine ökofaire Produktion zu verzichten haben wir ausgeschlossen. Die Handsortierung wäre sehr teuer geworden.
Wir wollten die Qualität hoch halten, dass hat dann auch nochmal mit über 4€ mehr als ursprünglich angesetzt zu Buche geschlagen.
Grafik hat auch wesentlich mehr gekostet. Da haben wir viele Abstimmungsschritte unternommen, um eine stimmige Darstellung zu erreichen. Und beim Vorgehen auch Lehrgeld bezahlt. Wir meinen, es hat sich gelohnt!
Nach der Veröffentlichung der Pitchvideos auf Youtube gab es sofort sehr hässliche Kommentare, so dass wir vor der Shoperöffnung lieber Rechtsberatung in Anspruch genommen haben, um wenigstens dort keine Angriffsfläche zu bieten.
Ein Teil ist einfach auch dem Marktmechanismus zuzuschreiben. Wir haben vier Jahre am Identitätenlotto gearbeitet. Dazwischen passiert viel. Preise von Lieferanten ändern sich, Partnerunternehmen werden aufgekauft oder lösen sich auf, Produkte und Leistungen sind nicht mehr lieferbar und wir müssen Alternativen finden, die nicht immer günstiger sind. Insgesamt ist Spielentwicklung und das Verlegen von Spielen ein sehr komplexer und dynamischer Prozess.
Dann war ja auch die Frage der Reihenfolge: machen wir erst alles fertig und beziehen Euch dann mit ein, oder schätzen wir Fertigstellungzeit, Auslieferung, Aufwand und Kosten so gut wir können und gehen schon einmal auf Sendung, beginnen mit der Kommunikation, dem Marketing. Wir haben uns für letzteres entschieden. Das Feedback und die Interaktionen haben uns gut getan, vieles davon ist nach und nach in die Überarbeitung des Identitätenlottos eingeflossen – leider jetzt die Verschiebungen in der Lieferzeit und die Preisanpassung.
Was kommt am Ende für uns rum? Anders als wir das im Wirtschaftsstudium so gelernt haben, ist die Verlagskalkulation mehr Wetten auf Handlungsmöglichkeiten als eine exakte Position. Wir kennen die Gesamtauflage von Identitätenlotto nicht. Wir wissen auch noch nicht, welche Finanzierungsmöglichkeiten uns zur Verfügung stehen werden, um große und damit auch konstengünstigere Auflage zu finanzieren. Wir wissen nicht, ob und wie schnell sich die Auflagen verkaufen. Und wir wissen auch nicht, welche anderen Spiele wir mit welchem Deckungsbeitrag verkaufen können. Damit ist auch unklar, welchen Anteil an den Verlagskosten und zu unseren Lebensausgaben von Identitätenlotto kommen soll.
So als Anhaltspunkt: Mit der ersten 1.000er Auflage können wir die Ausgaben für das Spielmaterial, Werkzeugkosten (Stanzen, Würfelprägestempel), Bestellung, Autorinnenhonorar, Bezahlung vielleicht die Hälfte der Grafik, etwas Marketing decken. Die Arbeit am Spiel von uns sowie die sonstige Verlagsinfrastruktur hat da noch keinen einzigen Cent gesehen. Wir wollten mit der Preiserhöhung die Chance, dass bei größeren Auflagen genug Geld in den Verlag kommt, damit ein vitaler Verlag mit vielen schönen Spielen und Projekten draus wird, wahren.